Wir wollen, dass Borkum bis zum Jahr 2030 klimaneutral ist – wir wollen der Umwelt zukünftig mehr zurückgeben als wir ihr nehmen. Das ist machbar, wenn alle zusammenstehen. Freiheit atmen – das soll für Borkumer:innen und Besucher:innen jederzeit möglich sein. Die Insel soll ein Lebensraum werden, der alle schützt und der allen nützt. Das ist ein großes Ziel. Es bedeutet, dass wir, damit ein gesicherter Lebensraum nicht nur ein LebensTraum bliebt, alle an einem Tau ziehen müssen – die Stadt Borkum, die Nordseeheilbad Borkum GmbH, die Borkumer:innen.
Schon im Jahr 2011 gab es für die Insel ein erstes Tourismuskonzept – unter Mitwirkung vieler Borkumer Akteur:innen. 2016 erhielt es dann eine Fortschreibung. Darin enthalten war ein visionäres Konzept mit Blick auf das Jahr 2030 mit einer sehr wichtigen Ergänzung: Erstmalig und endlich wurden neben der Gästeperspektive auch die Perspektiven der Insulaner:innen und Gastgeber:innen eingenommen.
Dieses Leitbild „Borkum 2030+“ zielte natürlich auf die Entwicklung der Urlaubsqualität ab, aber dann auch auf die nachhaltige Entwicklung der Lebensqualität der Borkumer:innen. Seitdem gibt es unsere strategischen Leitlinien. Sie zeigen eine klare Positionierung zu dem Ziel, die Lebensqualität der Insulaner:innen zu erhöhen. Die wirtschaftlichen Effekte und die Wertschöpfung durch den Tourismus sollten gesteigert werden – zum Wohle der Einheimischen. Thema Umwelt: Die CO2-Neutralität sollte gewährleistet sein – insbesondere durch eine nachhaltig sinnvolle Energieversorgung und durch eine effektive Mobilität auf der Insel.
Das alles sind viele wertvolle Ideen für eine bessere Heimat – aber reichen die Ideen noch aus? Jetzt, im Jahr 2022, rund fünf Jahre nach der Fertigstellung des Leitbildes „Borkum 2030+“, gilt es, diese Strategie zu überprüfen. Wir wollen hinterfragen, ob sich gegenüber den ursprünglichen Annahmen wesentliche Änderungen mit Auswirkungen auf das Konzept ergeben haben und welchen Stellenwert der nachhaltige Umgang mit unserer Insel hat – damit auch zukünftige Generationen auf Borkum gut leben und urlauben können.
Schon jetzt können die Borkumer:innen stolz auf sich sein, denn in den letzten Jahren konnte vieles realisiert werden, was unsere Heimat noch lebenswerter und umweltgerechter macht. Allerdings entwickeln sich viele Faktoren, die unseren Lebensraum beeinflussen, schneller und vor allem anders als noch im Jahr 2016 vermutet wurde. Das Klima, insbesondere im Umfeld unserer Hochseeinsel Borkum, wandelt sich schneller als angenommen.
Das heißt: Wir müssen dringend etwas tun. Aufgeben gilt nicht. Für den Erhalt einer gesunden Umwelt, die auch eine intakte Infrastruktur mitträgt, müssen wir kämpfen. Gemeinsam. Verlangt wird von uns vor allem eine neue Geschwindigkeit, wenn es um die Entwicklung der nachhaltigen Energieversorgung und um den Umweltschutz geht.
Borkum ist beliebt. Das ist Glück und Last zugleich. Denn die touristische Nachfrage übersteigt immer wieder das Angebot. Auch hier müssen wir umweltgerechte Lösungen finden. Außerdem fehlen ausreichend Fachkräfte – vor allem im Tourismus. Um die Insel auch für sie attraktiv zu machen, fehlt oft genug die wirtschaftliche Basis zur Gestaltung eines attraktiven Lebensraumes. Diese Gestaltung rückt allerdings immer mehr in den Mittelpunkt der Maßnahmen, um Urlaubsziele wie Borkum attraktiv zu machen und zu halten. Bei gleichzeitiger Rücksicht auf Natur und Umwelt.
Wo setzen wir an, wenn es um Nachhaltigkeit geht? Ganz einfach: Eine Destination wie unsere Insel wird immer ganzheitlich als ein sich stetig veränderndes System aus unterschiedlichen Akteur:innen betrachtet. Jede:r auf der Insel gehört hierbei natürlich dazu. Sicher ist dabei, dass jede:r ganz unterschiedliche Bedürfnisse hat. Und die haben auch alle ihren Gestaltungsanspruch. Ein solides Lebensraumkonzept versucht diesen Bedürfnissen und Anforderungen der unterschiedlichen Beteiligten eine gemeinsame Ausrichtung zu geben.
Das ist unsere Ziel, das wir gemeinsam mit den Insulaner:innen erreichen werden. Es gilt, auf die vielfältigen klimatischen und wirtschaftlichen Veränderungen die richtigen und umsetzbaren Antworten zu finden. Wir müssen hinterfragen, ob sich gegenüber den ursprünglichen Annahmen von 2016 wesentliche Änderungen und Auswirkungen ergeben haben. Welche Bedeutung kommt dem vernünftigen Umgang mit unserer gefährdeten Umwelt zu? Wir dürfen außerdem dabei auch nicht vergessen, dass auch die Corona-Krise unsere Situation noch einmal verschärft hat.
Unser Lebensraum soll also besser werden und unsere Zukunft soll gesichert sein. Das ist unser gemeinsames Ziel. Darum will die Stadt Borkum gemeinsam mit ihrer Tochtergesellschaft, der Nordseeheilbad Borkum GmbH, mit einer Sanierung reagieren, die auf wichtigen Ideen des Konzeptes aus dem Jahr 2016 basiert.
Dieser Weg wird nicht einfach sein, und der Sanierungs- und Entwicklungsprozess des Stadt-Borkum-Konzerns wird seine Zeit beanspruchen. Doch dieser Weg ist notwendig und soll bis 2030 mindestens garantieren, dass Borkum CO2-neutral ist. Die Veränderungen, die unsere Heimat schützen und umweltgerecht entwickeln sollen, basieren deshalb auch auf der strategischen Grundlage unseres neuen Lebensraumkonzeptes. Und das verspricht, dass wir gemeinsam und miteinander unsere Zukunft lebenswert gestalten.
Es muss etwas getan werden. Gemeinsam von allen. Gemeinsam für die Zukunft. Initiiert hat das Projekt zunächst einmal der Borkumer Stadtrat. Mit der Umsetzung hat die Stadtverwaltung den Bürgermeister Jürgen Akkermann beauftragt, gemeinsam mit Göran Sell, dem Geschäftsführer der Tochtergesellschaft, der Nordseeheilbad Borkum GmbH (NBG).
Das Wort „gemeinsam“ ist wichtig, denn es geht um ein Miteinander. So haben bereits bisher zahlreiche Einwohner:innen, Unternehmer:innen, Politiker:innen und Interessensvertreter:innen Ideen zum Lebensraumkonzept beigesteuert. Weil eine nachhaltige Zukunft nur dann realisiert werden kann, wenn Einwohner:innen und Besucher:innen mitwirken, unterstützt eine Lenkungsgruppe von 30 Borkumer:innen den Prozess.
Die Mitglieder dieser Gruppe stammen aus den vielfältigen Teilbereichen des Borkumer Lebens und bringen sich mit ihren Bedürfnissen und Vorstellungen in die Planung der Lebensraumentwicklung ein. Zusammengetragen werden Strategien, Entwicklungsvorschläge und Schlüsselaktivitäten. Sie sollen die Veränderungen möglich machen auf dem Weg in eine erstrebenswerte Zukunft der Insel Borkum. Die verschiedensten Optionen und Ideen werden sortiert und konzipiert und zunächst erst einmal grob geplant. Gedankenspiele werden in Worte gefasst. Es werden Atmosphären illustriert und Haltungen zu wesentlichen Inhalten, wie zum Beispiel dem nachhaltigen Umgang mit unserer Natur, festgelegt. Handlungsfelder, Schlüsselaufgaben und Projekte werden aufgezeigt, die zur Verbesserung der Erlebnis- und Lebensqualität unserer Heimat beitragen.
Die Zukunftsvision für Borkum stellt eine nachhaltige Entwicklung der Insel in den Mittelpunkt. Der Tourismus wird natürlich auch in Zukunft die wirtschaftliche Lebensader der Insel sein. Berücksichtigt werden im Lebensraumkonzept aber auch die anderen wesentlichen Aspekte des Lebens auf der Insel: Versorgung, Mobilität, Wohnen, Lernen, Arbeiten, Freizeit.
Es gibt dazu sieben Handlungsfelder der Lebensraumentwicklung: Klimaschutz und Klimaanpassung, Städtebau und Infrastruktur, Gemeinwesen, Unternehmer:innen und Betriebsinhaber:innen, Mitarbeiter:innen sowie Besucher:innen und Gäste. Ein weiteres Handlungsfeld befasst sich mit der wirtschaftlichen Gestaltung. Denn umgesetzt werden kann nur das, was auch finanzierbar ist. Damit beschäftigt sich in weiterer Folge eine fachspezifische Arbeitsgruppe. Darüber hinaus gibt es Querschnittsthemen, die alle Bereiche betreffen. Dazu zählen Markenführung, Digitalisierung, Barrierefreiheit und nicht zuletzt die Nachhaltigkeit.
Freiheit ist uns Borkumer:innen wichtig. Wir wollen Freiheit atmen und wir wollen frei denken. Keine Idee ist zu unrealistisch, wenn es um unsere Insel geht. Darum sind die Schlüsselaufgaben auch nicht alle sofort auf ihre Rahmenbedingungen untersucht worden und somit vereinzelt gern idealistisch oder sehr fantasievoll. Es sollen und können auch keineswegs alle identifizierten Maßnahmen realisiert werden. Außerdem sind auch noch nicht alle möglichen Projekte dargestellt. Die Vorschläge verstehen sich als Anregungen dazu, kreativ mit den Herausforderungen umzugehen.
Sie zeigen Möglichkeitsräume und erste Optionen zur Finanzierung und Beteiligung durch Einwohner:innen sowie einheimische und externe Investor:innen auf. Diese strategische Grundlage soll sich der Borkumer Stadtrat zu eigen machen können (nach Fertigstellung i. S. v. § 58 Abs. 1 Nr. 1 NKomVG). Daher sind die besonderen Rollen der kommunalen Verwaltung der Stadt Borkum und von deren Tochtergesellschaft, der Nordseeheilbad Borkum GmbH, in der Umsetzung des Lebensraumkonzeptes schon bei dessen Erstellung berücksichtigt.
Borkum ist Natur. Vielfältig, artenreich und ungewöhnlich schön. Und sehr schützenswert. Und leider auch sehr gefährdet. Aufgrund seiner exponierten Lage ist Borkum, gemeinsam mit den anderen deutschen Nordseeinseln, in besonderer Weise von den negativen Folgen des Klimawandels betroffen. Das wissen wir Borkumer:innen nur zu gut. Und darum wissen wir auch, dass etwas getan werden muss. Die Insel und das Naturschutzgebiet Niedersächsisches Wattenmeer, das sie umgibt, haben ein besonders hohes Klimaschutzbedürfnis. Vor diesem Hintergrund verabschiedete die trilaterale Wattenmeerkonferenz (beteiligt waren Dänemark, Deutschland und die Niederlande) bereits 2010 die sogenannte „Sylter Erklärung“. Sie besagt, dass unser Lebensraum schon im Jahr 2030 klimaneutral sein soll.
Wir wollen mit unserer gemeinsamen Strategie „Borkum 2030+“ sowie mit dem „Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept“ den Zielen dieser „Sylter Erklärung“ gerecht werden und deutschlandweit ein Vorreiter bei einer umfassenden CO2-Reduktion sein. Schon in 10 Jahren soll die gesamte Energieversorgung Borkums klimaneutral erfolgen.
Übrigens: Für die bisher gesetzten Maßnahmen wurde Borkum im letzten September beim niedersächsischen kommunalen Klimaschutz Wettbewerb mit dem „Zukunftspreis Klima kommunal 2020“ ausgezeichnet.
Wir Borkumer:innen haben uns zum Ziel gesetzt, die beiden Themen „klimaneutrale Insel“ und „qualitative Tourismusentwicklung“ gemeinsam, nachhaltig und für alle verträglich und erfolgreich zu stemmen. Somit muss eine Energiewende, also eine Wärmewende und eine Verkehrswende, gemeinsam mit einer Tourismuswende erfolgen.
Bei der Realisierung dieser Energiewende und der qualitativen Tourismusentwicklung sind wir nicht allein. Die Nordseeheilbad Borkum GmbH ist eine von acht Partner:innen in dem Projekt „INTERREG V A Deutschland-Nederland“ vertreten. Dieses Projekt trägt den Namen SAVE (SAmen Voor de Energietransitie, zu Deutsch: „Gemeinsam für eine Energiewende“) und soll dazu beitragen, dass die Energiewende in beiden Ländern als Gesamtsystem zwischen Bevölkerung, Wirtschaft und Politik (besser) funktioniert. Und es soll vor allem für die Bevölkerung und Unternehmer die Perspektiven „zukunftsfähiger nachhaltiger Lebensraumkonzepte“ aufzeigen.
Alle auf der Insel Borkum sollen von der Wende hin zu einem nachhaltigen Umgang mit unserer Zukunft durch das Lebensraumkonzept profitieren. Die Wertschöpfung soll erhöht und die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle soll gefördert werden. Dadurch wird ganz sicher auch die Investitionsbereitschaft in regenerative Energien erhöht. Nicht nur durch politische, rechtliche und wirtschaftliche Faktoren werden die Nachhaltigkeitsbestrebungen beeinflusst, sondern insbesondere auch durch die Akzeptanz bei den Borkumer:innen. Das Miteinander gilt.
Die Pläne sind unmittelbar abhängig vom „Mittragen“ und vom Engagement der Bevölkerung. Auch im Rahmen dieses Projektes soll das Lebensraumkonzept „Borkum 2030+“ in Form eines Gedankenaustausches mit ausgewählten Vertretern der Inselbewohner:innen umgesetzt werden. Ziel ist es, die Bedürfnisse, Werte, Einstellungen und Zukunftsvorstellungen der Insulaner zu ermitteln und die beiden Themen „klimaneutrale Insel“ und „qualitative Tourismusentwicklung“ voranzutreiben. Miteinander.